Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Indien, Kanada, Niederlande, Südafrika, Tschechien und USA: 18 hochkarätige internationale Nachwuchswissenschaftler*innen besuchten am 8. Juli die Universität Stuttgart, um sich am Zentrum für Integrierte Quantenwissenschaft und - technologie (IQST) über Meilensteine der Quantenforschung zu informieren. Organisiert wurde der Besuch von Baden-Württemberg International als Anschlussprogramm zur 73. Lindauer Nobelpreistagung.
In Lindau kommen einmal im Jahr Nobelpreisträger*innen und ausgesuchte Nachwuchsforscher*innen aus aller Welt zusammen. Eine Einladung zur Konferenz gilt unter Nachwuchsforscher*innen als hohe Anerkennung, sie wird nur an die weltweit vielversprechendsten Talente ausgesprochen. Die diesjährige Lindauer Nobelpreistagung, die vom 30. Juni bis 5. Juli stattfand, widmete sich dem Schwerpunkt Physik. So kamen auch die Teilnehmer*innen der Delegation, die am 8. Juli die Universität Stuttgart und das IQST besuchten, in erster Linie aus den Bereichen Physik und Quantenforschung.
Starkes Netzwerk für die Quantenrevolution
„Was uns ausmacht: Am IQST forschen nicht nur Physiker*innen, sondern auch Chemiker*innen, Ingenieur*innen, Naturwissenschaftler*innen, Mediziner*innen und Expert*innen aus einer ganzen Reihe weiterer Disziplinen. Gemeinsam erkunden wir revolutionär neue, interdisziplinäre Forschungsbereiche“, sagte Prof. Stefanie Barz in ihrer Begrüßung. Die Professorin am Institut für Funktionelle Materie und Quantentechnologien der Universität Stuttgart leitet gemeinsam mit Prof. Fedor Jelezko von der Universität Ulm das IQST.
Barz gab den Gästen zum Auftakt Einblicke in die Quantenforschung an der Universität Stuttgart und stellte das IQST vor. Die Universität Stuttgart mit ihrem Forschungsschwerpunkt Quantentechnologie deckt mit internationalen, hochdotierten Kooperationsprojekten das breite Spektrum von der Grundlagenforschung bis hin zur Erschließung technologischer Anwendungen ab. Am IQST betreibt die Universität Stuttgart zusammen mit der Universität Ulm und dem Max-Planck-Institut für Festkörperforschung sowie zahlreichen weiteren Partnern aus der Industrie Grundlagenforschung. Zudem werden am IQST zukunftsweisende Anwendungen entwickelt - vom Quantencomputer über Quantensensoren bis hin zur Quantenkommunikation. Am IQST ist auch die Geschäftsstelle der Landesinitiative QuantumBW angesiedelt, die Forschungsaktivitäten und Initiativen in Baden-Württemberg bündelt.
„Für Nachwuchswissenschaftler*innen bieten die Universität Stuttgart und das Netzwerk des IQST viele spannende Möglichkeiten im Bereich der Quantenforschung“, so Barz. Insgesamt 125 Doktorand*innen forschen derzeit an 80 IQST-Projekten.
We quantum: Faszinierende Einblicke in zukunftsweisende Forschung
„Der Slogan des IQST lautet We quantum. Bewusst benutzen wir quantum als Verb: Wir tun etwas, wir bringen Dinge voran“, so Barz. Nach der Begrüßung hatten die Delegationsteilnehmer*innen bei drei Laborführungen die Gelegenheit, Spitzenforschung hautnah zu erleben und Stuttgarter Nachwuchsforschenden über die Schulter zu schauen.
Die Forschenden der „Wrachtrup-Gruppe“ gaben Einblicke in den Forschungsbereich Quantenkommunikation. Die Arbeiten der Gruppe sollen die Grundlagen für Quantenkommunikationsanwendungen über große Distanzen schaffen. Die Gruppe wird geleitet von Prof. Jörg Wrachtrup vom 3. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart.
Wieviel Atome benötigen wir, um Daten zu speichern und Informationen zu übertragen? Nachwuchsforschende der Loth-Gruppe zeigten den Gästen, Experimente, bei denen mithilfe hochmoderner Rastertunnelmikroskopie die physikalischen Grenzen der Miniaturisierung von Schaltkreisen ausgetestet werden. Die Loth-Gruppe wird geleitet von Prof. Sebastian Loth vom Institut für Funktionelle Materie und Quantentechnologien.
Auch Prof. Stefanie Barz öffnete die Tür zu ihren Laboren. Sie leitet am Institut für Funktionelle Materie und Quantentechnologien der Universität Stuttgart die Gruppe „Integrierte Quantenoptik“. Im Mittelpunkt stehen hier Quantenzustände des Lichts, deren Erforschung als Eckpfeiler für die Entwicklung von Quantentechnologien gelten.
Zu Gast in einem der modernsten Forschungsbauten für Quantenanwendungen
Bei den Führungen durch die Labore wurde lebhaft diskutiert sowie viel und interessiert nachgefragt. Begeistert zeigten sich die Gäste auch von der zukunftsweisenden Forschungsinfrastruktur in Stuttgart: Das 2021 eröffnete Zentrum für Angewandte Quantentechnologie ZAQuant bietet hervorragend ausgestattete Labore für die Forschung an Quantensensormaterialien sowie für Präzisionsmessungen an Quantensensoren. Kernstück des Forschungsbaus bilden vier Hochpräzisionsmessboxen. Zusätzlich sind Reinräume, Laserlabore, physikalische, chemische und biochemische Labore, Büros und Kommunikationsflächen integriert.
Nach dem Besuch in Stuttgart geht es für die Gruppe weiter nach Ulm, danach stehen weitere Stationen in ganz Baden-Württemberg auf dem Programm. Noch bis Freitag, 12. Juli, reist die Delegation quer durch Europas führende Innovationsregion.
Kontakt
Lena Jauernig
Redakteurin Wissenschaftskommunikation / Wissenschaftlicher Nachwuchs