Apl.-Prof. Dr. Anna-Margarete Sändig verstorben

8. März 2024

Die Fakultät Mathematik und Physik der Universität Stuttgart und das IANS trauern um Apl.-Prof. Dr. Anna-Margarete Sändig


Die Fakultät Mathematik und Physik der Universität Stuttgart und das IANS trauern um


Apl.-Prof. Dr. Anna-Margarete Sändig
26. Juli 1944 - 3. März 2024

Anna-Margarete Sändig studierte Mathematik an der Universität Rostock. 1968 bis 1970 nahm sie an einem Zusatzprojekt in Funktionalanalysis der Lomonossov Universität bei Professor Dr. G.E. Shilov teil. Danach arbeitete sie zwei Jahre lang an ihrer Doktorarbeit „On the Nonstandard Theory of Distributions“ unter der Leitung von Professor Dr. I. Fenyö und promovierte 1973. Danach setzte sie ihr Studium der Analysis an der Universität Rostock fort und wurde außerordentliche Professorin ibidem. Nach dem Zusammenbruch der DDR wechselte sie in die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. W. Wendland an den Lehrstuhl für Angewandte Mathematik in Stuttgart. 1997 wurde sie auf die renommierte Sofia Kovalevskaia-Gastprofessur an der TU Kaiserslautern berufen. Von 2003 an hatte sie bis zu ihrer Emeritierung 2011 eine außerordentliche Professur an der Universität Stuttgart inne. 

Anna-Margarete Sändig war eine international bekannte Expertin für angewandte Analysis, numerische Mathematik und mathematische Modellierung. Ihre wissenschaftlichen Beiträge zur Analyse und Numerik der Gleichungen der Kontinuumsmechanik in nicht-glatten Gebieten wurden weltweit gewürdigt. Sie leistete grundlegende Beiträge zum Verständnis von Schnittstellenproblemen bei elliptischen Gleichungen. Ihre Arbeit war stets von realen Problemen motiviert, und sie wandte die entwickelten Konzepte erfolgreich auf ein breites Spektrum komplexer Mehrfeldprobleme in der Festkörpermechanik an. Dies umfasst Studien über Mehrkomponentenmaterialien, dynamische Rissausbreitung, piezoelektrische Effekte und Flüssigphasenepitaxie.

Anna-Margarete Sändig war eine ernsthafte Wissenschaftlerin und veröffentlichte mehr als 50 Veröffentlichungen, die Maßstäbe in der angewandten und numerischen Analyse setzten. Ihre Arbeit verbindet mathematische Tiefe mit einer engagierten interdisziplinären Ausrichtung. Sie war Mitglied in mehreren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsinitiativen, u.a. im Schwerpunktprogramm „Randelementmethoden“ und im Sonderforschungsbereich 404 „ Mehrfeldprobleme in der Festkörper- und Strömungsmechanik“ an der Universität Stuttgart. Ihre erfolgreiche Forschung war eingebettet in ein Netzwerk von Forschern nicht nur aus Deutschland, sondern z.B. aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Georgien, Russland und den Vereinigten Staaten.

Als Dozentin hielt sie anregende Vorlesungen über eine breite Palette von Themen der angewandten Analyse. Auf diese Weise zog sie viele junge Studenten für dieses Fachgebiet an. Sie beriet verschiedene Masterstudenten und Doktoranden, von denen zwei später Professoren wurden. Sie werden ihre Visionen und Ideen an der Schnittstelle zwischen Kontinuumsmechanik und angewandter Analysis weiterführen.

 
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