Warum Mathematik?
Mathematik hat mich schon immer fasziniert, vor allem die Logik, die klare Struktur und dieExaktheit. Man fängt mit wenigen Voraussetzungen und Definitionen an, aus denen man durchSchlussfolgern ein immer größeres, in sich widerspruchsfreies logisches Konstrukt aufbaut.Dabei versucht man alles so weit wie möglich zu abstrahieren, um die Sätze vielfältig anwendenzu können. Der hohe Grad an Abstraktion ist zu Beginn des Studiums herausfordernd (es hat sich bei mir so angefühlt, als müssten ein paar Synapsen neu verkabelt werden) und es dauert eine Weile, bis man sich an diese Art des Denkens gewöhnt hat. Bis dahin braucht man eine hohe Frustrationstoleranz.
Im Studium interessiere ich mich am meisten für den Bereich Algebra und Darstellungstheorie. Trotz des hohen Abstraktionsgrades oder vielleicht genau deswegen ergeben sich konkrete Anwendungen. In der Vorlesung Algebra zum Beispiel konnten wir am Ende beweisen, dass ein Winkel nicht dreiteilbar ist. Dabei war auf den ersten Blick nicht ersichtlich, dass man die aufgestellte Theorie dafür anwenden kann oder ob diese Tatsache überhaupt beweisbar ist.
Im Studium sieht man Beweise, die Jahrhunderte alt sind, aber dennoch ihre Gültigkeit besitzen. Ein bewiesener Satz ist für immer wahr – vorausgesetzt, der Beweis ist fehlerfrei. Die in den meisten Naturwissenschaften entwickelten Modelle müssen oftmals nach einer gewissen Zeit überarbeitet werden, wenn neue Methoden und Messinstrumente entwickelt werden und neue Experimente Ergebnisse liefern, die dem aktuellen Modell widersprechen.
Warum Mathematik studieren?
Schon in der Schule (auch wenn es da meistens nur ums Rechnen ging) hat mich fasziniert, dass auch zwei vollkommen verschiedene Lösungswege zum gleichen Ergebnis führen. Jedoch habe ich mich erst sehr spät, gegen Ende der Schulzeit, entschieden, Mathematik zu studieren. Meine andere große Leidenschaft gilt nämlich der Musik, vor allem dem Klavier- und Orgelspiel. Die Werke in der Musik haben ebenso Jahrhunderte überdauert, besitzen zum Teil eine kaum fassbare Komplexität und geben einem die Möglichkeit, sich ohne Worte auszudrücken. Auch wenn die Mathematik mit ihren präzisen Aussagen und die Musik mit ihrer Emotionalität auf den ersten Blick sehr widersprüchlich scheinen, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten. Bei beiden eröffnen sich neue Welten. Schließlich fiel meine Studienfachwahl doch auf die Mathematik…
Zum Schluss noch eine Ermutigung an die StudienanfängerInnen: Auch wenn das Studium manchmal hart ist, bleibt dran, es lohnt sich!
Carolin Dörfer B.Sc.
Preisträgerin für herausragenden B.Sc. Abschluss am Fachbereich Mathematik 2023