Was verbirgt sich hinter dem Rundgang „Formen und Kräfte“?
Der Rundgang untersucht zehn Kunstobjekte auf dem Campus Vaihingen auf ihren mathematischen oder physikalischen Hintergrund. Erstaunlich ist dabei, dass man an den meisten Objekten schon viele Male vorbeigegangen ist, und sie nun in einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen. Es findet sich unendlich viel Mathematik und Physik in unserer direkten Umwelt. Das hat mich sehr begeistert. Um diese Begeisterung weiterzugeben, haben wir, das sind Prof. Markus Stroppel, Dr. Marc Scheffler und ich, zusätzlich ein Mitmachblatt für Kinder zwischen 8-12 Jahren erstellt. Wir hoffen, dass für jeden etwas dabei ist, das ihn interessiert.
Wichtig war uns, dass man den Rundgang nicht nur als geführte Tour, sondern auch mit seinem Smartphone selbst erkunden kann. Der Rundgang ist online abrufbar und es gibt darin interaktive Elemente, die man gleich vor Ort ausprobieren kann.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Mathematik und Physik in den Kunstobjekten zu suchen?
Die Idee kam von Prof. Stroppel, der schon vor längerer Zeit die Schneckentreppe und ihre Abwicklung mathematisch untersucht hatte. Er wandte sich mit der Idee zu einem Rundgang an mich, weil ich die Sammlung mathematischer Modelle und Instrumente am Fachbereich betreue und auch online zugänglich gemacht habe.
Gemeinsam mit Dr. Scheffler, der sich mit dem Zusammenspiel von Physik und Kunst beschäftigt, sind wir auf die „Lernstraße“ gestoßen. Diese verbindet die Fläche zwischen Busschleife und Mensa und wurde zwischen 1978 und 1985 von der Künstlergruppe „Kunst und Zwischenraum“ mit verschiedenen Kunstobjekten gestaltet. Zehn der Objekte haben wir herausgesucht und mathematische und physikalische Ideen daraus entwickelt.
Gab es Überraschungen?
Manche Kunstobjekte haben wir auf den ersten Blick nicht entdeckt. So zeigte uns die Inventarliste des Unibauamts, dass sich das „Leerstuhl-Mosaik“ auf dem Platz zwischen dem Bauingenieursgebäude und dem „Haus der Studierenden“ befindet. Aber erst vom Fluchtbalkon im obersten Stock des Gebäudes haben wir die seltsame Form der Pflastersteine als Projektion der „ Leerstühle“-Skulptur erkannt. So gab es mehrere Heureka-Momente.
Leider sind viele Objekte in schlechtem Zustand oder haben Teile verloren und damit oft auch ihre Aussage. Wir hoffen, dass die Objekte der Lernstraße durch unseren Rundgang wieder eine größere Wertschätzung - und vielleicht einen neuen Farbanstrich - bekommen.
Und wie geht es weiter?
An diesem Projekt gefiel mir besonders die pragmatische Vorgehensweise und die Schnelligkeit (vier Monate) mit der die Homepage, die Broschüre und alle weiteren Materialien erstellt wurden. Ich mag keine Projekte mit endloser Laufzeit, Stillstand und langen Entscheidungsprozessen. Und so freue ich mich auf die Entstehung eines weiteren Rundgangs – unser Campus hat noch viele interessante Objekte zu bieten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Katja Stefanie Engstler
Institut für Geometrie und Topologie
Institut für Analysis, Dynamik und Modellierung