Ich habe gelernt ”Ja” ist die richtige Antwort auf Oder-Fragen. Ubrigens, du darfst dich selbst gern duzen, ich mache das auch.
Standardfrage zuerst: Wieso hast du Mathe studiert?
Letztendlich war es irgendwie glücklicher Zufall, dass ich schlecht informiert war. Ich hatte im 7. Semester ein Auslandssemester an der HKUST in Hong Kong geplant, das Austauschprogramm der Uni galt aber nur für Bachelorstudenten und für die Semester vorher hatte ich die Bewerbungsphase verpasst. Die Einschreibung ins Mathestudium war zunächst ein Plan, um im 7. Semester nach der Bachelorarbeit noch Bachelorstudent zu bleiben.
Das beantwortet nicht die Frage... Warum Mathematik?
Ich denke, jeder der sich auf diese Seite verirrt hat, ist von der Mathematik in der einen oder anderen Weise fasziniert. In den Porträttexten selbst finden sich hervorragende Beispiele, wie Mathematik lang anhaltend Begeisterung entfachen kann. Das Bachelor- und auch Masterstudium waren für mich die Möglichkeit, tiefer in die Mathematik einzutauchen. Ironischerweise konnte dadurch genau an das Ereignis anknüpfen, was mich ursprünglich in die Physik getrieben hatte. Als ich 13 war, habe ich auf einem Schüleraustausch in China Hawkings ”Kurze Geschichte der Zeit” geschenkt bekommen, die ich natürlich überhaupt nicht verstanden habe (ich kann kein Chinesisch). Ehrlich gesagt hätte ich damals nie gedacht, dass ich ansatzweise verstehen könnte, was da wirklich passiert. Irgendwann beim vor-mich-hin-studieren bin ich aber auf Relativitätstheorie (in Physik) und Geometrie (in Mathe) gestoßen und insbesondere die Thermodynamik schwarzer Löcher. Im Rahmen eines Seminars und dann meiner Masterarbeit bei Frau Dr. Degeratu hatte ich die Möglichkeit, mich viel tiefer mit meinem ”Hobby-”Thema der Physik auseinanderzusetzen.
Und was kommt nach der Masterarbeit? Was tust du jetzt eigentlich?
Einen Porträttext schreib... Ich promoviere am II. Institut f ̈ur theoretische Physik im Bereich der stochastischen Thermodynamik. Durch meinen mathematisch geprägten Hintergrund habe ich manchmal eine andere Perspektive als meine Kollegen, was durchaus zu fruchtbaren Gesprächen und Ergebnissen geführt hat (und hoffentlich auch noch führen wird). Zum Beispiel bin ich in einer Bachelorvorlesung zur mathematischen Statistik auf die Fisher-Information gestoßen, woraus sich letztendlich das Thema meiner Masterarbeit in Physik entwickelt hat. Auf einer darauf aufbauenden Beweistechnik für thermodynamische Relationen forsche ich auch heute noch.
Weg von dir zu anderen: Welche Empfehlung hast du für Studenten und Studieninteressierte?
Am Studium ist mehr dran als nur Vorlesungen, auch wenn Physiker bekanntermaßen nicht auf Partys eingeladen werden. Ein Auslandssemester, Ferienakademien o. ä. kann ich nur empfehlen, sei es um herauszufinden ob es Schnittmengen zwischen den Spielen des ”Games Club” der HKUST mit dem Spieleschrank der Mathefachschaft gibt (Ja - Avalon) oder um mit Leuten zu reden, die fachlich vielleicht einschüchtern aber trotzdem Menschen sind. Zum Beispiel klingt Mathe und Physik zu studieren so, als wäre es der doppelte Aufwand, aber sehr viele Überschneidungen kann man tatsächlich doppelt anrechnen. Ich konnte mich an der Uni seit dem ersten Semester immer an Ansprechpartner wenden, die einen Rat für mich hatten oder mir erklärt haben, wie nicht nur Mathe und Physik, sondern auch Studieren und Uni funktioniert. Diese angenehme Umgebung war für mich einer der Gründe, für den Master und die Promotion hier in Stuttgart zu bleiben.
Kannst du das als Take-home-message formulieren?
Das Wichtigste ist Leidenschaft fürs Studium. Ich hatte den Luxus, das schon von Anfang an zu haben, und ich hoffe, ihr lasst euch das durch die Corona-Semester nicht nehmen!
Danke für den Monolog!
In diesem Sinne: "The good cop bad cop routine is working perfectly! – You know, normally two different cops do that.." - The Pink Panther (2006)
Jann van der Meer M.Sc.
Preisträger der Robert Bosch GmbH für herausragenden M.Sc. Abschluss am Fachbereich
Mathematik