Die Fakultät Mathematik und Physik der Universität Stuttgart und das Institut für
Algebra und Zahlentheorie trauern um
Herrn Universitätsprofessor Dr. Klaus W. Roggenkamp
24.12.1940 - 23.7.2021
Herr Roggenkamp studierte Mathematik in Giessen (Promotion 1967, Habilitation 1970) und
forschte an der University of Illinois in Urbana-Champaign, an der University of Montreal und der
McGill University in Montreal. Nach einer Professur in Bielefeld (1970-1974) hatte er von April
1974 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Juni 2002 in Stuttgart den Lehrstuhl für Algebra inne. Er
war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Erfurt und Ehrendoktor der Universität Constanța.
Herr Roggenkamp war führend in der Theorie der klassischen Ordnungen und in der ganzzahligen
Darstellungstheorie. Neben zahlreichen Artikeln trug er auch drei Bücher bei - Lattices over Orders
Band I (gemeinsam mit Verena Huber-Dyson) und Band II sowie Integral representation Theory
(gemeinsam mit Irving Reiner) - und organisierte, meist gemeinsam mit Irving Reiner, Konferenzen in
Oberwolfach.
Gemeinsam mit Karl Grünberg arbeitete Herr Roggenkamp an homologischen Fragen über Gruppen
und Gruppenringe und gemeinsam mit Leonard Scott am Isomorphieproblem für ganzzahlige Gruppenringe.
Roggenkamp und Scott gelang völlig überraschend eine Lösung des Isomorphieproblems für endliche
p-Gruppen über den p-adischen Zahlen, indem sie eine stärkere Aussage bewiesen und damit auch eine
Vermutung von Zassenhaus in diesem Fall, während sie diese Vermutung in anderen Situationen
widerlegen konnten. Herr Roggenkamp trug 1990 auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Kyoto
über die gemeinsame Arbeit mit Scott vor ("The isomorphism problem for integral group rings of
finite groups"). Die durch diese Arbeiten eingeleitete Entwicklung führte zu einer negativen Lösung
des allgemeinen Isomorphieproblems und zu Widerlegungen letzlich aller Zassenhaus-Vermutungen in
der allgemeinen Form. Auch zu ganzzahligen Gruppenringen veröffentlichte Herr Roggenkamp mehrere
Bücher, unter anderem gemeinsam mit Martin Taylor.
Herr Roggenkamp hielt inspirierende Vorlesungen und betreute zahlreiche Abschlussarbeiten
und Promotionen; Mathematics Genealogy verzeichnet inzwischen achtzig mathematische Nachfahren von
Klaus Roggenkamp. Die Fakultät Mathematik und Physik und das Institut für Algebra und Zahlentheorie
danken ihm herzlich für sein langjähriges Wirken und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.