Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat am 2. Juli 2021 die Förderung von zehn Konsortien in der zweiten Förderrunde zum Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen. Sie folgte damit der Empfehlung einer Expertengruppe, die diese Anträge im Rahmen eines umfassenden Begutachtungsverfahrens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Förderung vorgeschlagen hat.
An zwei dieser zehn neuen Konsortien ist die Universität Stuttgart beteiligt. Dies sind MaRDI – Mathematische Forschungsdateninitiative und NFDI-MatWerk – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Materialwissenschaft & Werkstofftechnik. Die Förderung erstreckt sich über fünf Jahre. Pro Konsortium sind jährliche Fördersummen zwischen zwei und fünf Millionen Euro vorgesehen.
Die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gratuliert allen Sprecherinnen und Sprechern sowie allen beteiligten Einrichtungen aus Baden-Württemberg zu diesem großen Erfolg. Sie betonte: „Wir wollen diesen Weg weitergehen: datengetriebene Forschung legt heute die Grundlagen für Innovationen und künftige Wertschöpfungspotentiale – sei es im Bereich KI, Gesundheitsforschung oder Mobilität.“
Im Konsortium MaRDI ist die Universität Stuttgart mitantragstellende Institution und Prof. Dominik Göddeke Co-Sprecher. In NFDI-MatWerk ist die Universität Stuttgart assoziierte Institution und Prof. Felix Fritzen teilnehmender Wissenschaftler und Mitglied im Kernteam. Das ist umso erfreulicher, als beide Wissenschaftler zum Exzellenzcluster EXC-2075 Data-integrated Simulation Science (SimTech) gehören und mit Prof. Bernd Flemisch bereits ein weiterer SimTech-Wissenschaftler Co-Sprecher eines Konsortiums ist, das schon in der ersten Förderrunde bewilligt wurde (NFDI4Ing, National Research Data Infrastructure for Engineering Sciences). Somit wirkt unser äußerst erfolgreiches Exzellenzcluster an insgesamt 3 von 19 geförderten NFDI-Konsortien direkt mit, hinzu kommt eine enge Verbindung zum Konsortium NFDI4Chem.
Konsortium MaRDI
MaRDI will zusammen mit der mathematischen Community Methoden und Werkzeuge entwickeln, um die FAIR-Prinzipien für mathematische Forschungsdaten umzusetzen. Mit dem MaRDI-Portal wird eine Infrastruktur geschaffen, die die systematische Sicherung, Erschließung und Nutzbarmachung von mathematischen Forschungsdaten über dezentrale und vernetzte Wissens- und Datenspeicher ermöglicht. Damit wird MaRDI nicht nur in der Mathematik die Forschung beflügeln, sondern auch in anderen Wissenschaftsbereichen eine breite Wirkung entfalten. Prof. Göddeke leitet gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik eine Task Area, die exklusiv der interdisziplinären Zusammenarbeit gewidmet ist. Die existierende enge Zusammenarbeit der Konsortien mit Stuttgarter Beteiligung im Exzellenzcluster SimTech wird als eine Keimzelle für den Aufbau einer interdisziplinären nationalen Forschungsdateninfrastruktur dienen.
Konsortium NFDI-MatWerk
NFDI-MatWerk strebt einen digitalen Datenraum an, der die verschiedenen hochkomplexen Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Materialdaten abbilden kann und möglichst unkompliziert nutzbar sein muss, um Synergieeffekte entfalten zu können. Über Deutschland verteilte Daten aus den wissenschaftlichen Gruppen sollen über eine sogenannte wissensgraphbasierte Infrastruktur so angesprochen werden können, dass schnelle und komplexe Suchanfragen und Auswertungen möglich werden. Eine solche technische Errungenschaft wird auch eine hervorragende Basis für Künstliche Intelligenz der nächsten Generation im Bereich der Werkstofftechnik bieten. NFDI-MatWerk bietet den Forscherinnen und Forschern im Bereich Materialwissenschaft und Werkstoffkunde die einzigartige Chance, die zahlreichen Aktivitäten im Bereich des Forschungsdatenmanagements zu bündeln und damit die wissenschaftliche Produktivität der Forscherinnen und Forscher zu steigern.
Die Universität Stuttgart und insbesondere der Exzellenzcluster EXC 2075 “Data-integrated Simulation Science” freuen sich über den Erfolg ihrer Forschenden und werden dem Forschungsdatenmanagement weiterhin hohes Gewicht beimessen. Beide Forscher sehen ihrer Mitwirkung in MaRDI und NFDI-MatWerk erwartungsvoll entgegen. „Wir werden Impulse zur Integration innovativster daten-integrierter Simulationstechniken liefern und die Ontologieentwicklung unterstützen,” sagt Heisenberg Professor Felix Fritzen vom Stuttgarter Zentrum für Simulationswissenschaft (SC SimTech). „Weil die Mathematik die gemeinsame Sprache vieler wissenschaftlicher Disziplinen darstellt, ist ihre interdisziplinäre Einbindung beim Aufbau der NFDI fundamental wichtig“ ergänzt sein SimTech-Kollege Professor Dominik Göddeke vom Institut für Angewandte Analysis und Numerische Simulation.
Mit DaRUS bietet die Universität Stuttgart ihren Forscherinnen und Forschern bereits heute einen Speicherort, wo sie unabhängig von ihrer Fachdisziplin Forschungsdaten archivieren, teilen und publizieren können und der sich, auch dank der starken Beteiligung der Universität Stuttgart an den NFDI-Konsortien, in die im Aufbau befindliche Nationale Forschungsdateninfrastruktur eingliedern wird.
Hintergrund zur NFDI
Für eine transparente und effiziente Forschung sollen Forschungsdaten nach den sogenannten FAIR-Prinzipien leicht auffindbar (Findable) und zugänglich (Accessible), verknüpfbar (Interoperabel) sowie nachnutzbar (Re-Usable) sein. Im Moment stehen viele Daten jedoch nur lokal, projektbezogen und oft nur auf Zeit zur Verfügung. Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur NFDI werden wertvolle Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das gesamte deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschlossen, vernetzt und nachhaltig nutzbar gemacht. Hierzu stellen Bund und Länder Mittel für die Förderung von Konsortien zur Verfügung, welche auf verschiedene Wissenschaftsdisziplinen zugeschnittene Strategien entwickeln, um ein Forschungsdatenmanagement nach den FAIR-Prinzipien zu etablieren.
Übersicht über die Beteiligung der Universität Stuttgart an NFDI-Konsortien
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NFDI4Ing [en]: Universität Stuttgart mitantragstellende
Institution,
Prof. Dr. rer. nat. Bernd Flemisch Co-Sprecher -
NFDI4Cat [en]: Universität Stuttgart HLRS mitantragstellende
Institution,
Dr. Ing. Michael M. Resch Co-Sprecher -
MaRDI [en]: Universität Stuttgart mitantragstellende
Institution,
Dr. rer. nat. Dominik Göddeke Co-Sprecher -
NFDI-MatWerk [en]: Universität Stuttgart assoziierte
Institution,
Dr.-Ing. Dipl.-Math. techn. Felix Fritzen teilnehmender Wissenschaftler