Warum Mathematik studieren?
Abstrakte Ideen und Konzepte übten schon immer eine gewisse Faszination auf mich aus. Also entschied ich mich für ein Mathematikstudium und schon nach den ersten Semestern im Bachelorstudium wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war. Von Anfang an lernt man im Studium, dass Mathematik mehr ist als nur logisches Denken. Vielmehr geht es darum, abstrakte Strukturen und Ideen zu untersuchen und zu verstehen. Die richtige Logik stellt dabei sicher, dass die Ideen und Argumentation wahr sind, also auf wahren Aussagen beruhen. Zum Studium gehört nicht nur das Lösen von Problemen, sondern auch das Präsentieren von Ideen oder vollständigen Lösungen, sei es bei Seminarvorträgen, in Übungsgruppen oder einfach beim Essen in der Mensa. Es gibt endlos viel zu lernen und zu verstehen, und das tolle ist: Man braucht kein teures Laborequipment um Mathematik in Aktion zu sehen! Papier und Bleistift beziehungsweise Laptop oder Tablet reichen vollkommen aus. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass man kein Genie sein muss um Mathematik zu studieren: Ausdauer und Fleiß, Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen und ein Bedürfnis, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen, reichen vollkommen aus.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen angewandter Mathematik, also motiviert von Problemen in der realen Welt, und der reinen Mathematik. Das heißt allerdings nicht, dass die entwickelten Theorien der reinen Mathematik keine Anwendungen finden, sei es in der (theoretischen) Physik oder der Informatik. Innerhalb der reinen Mathematik gibt es verschiedenste Teilgebiete, von Algebra über Geometrie, Topologie bis hin zur Analysis. Los geht es im ersten Semester mit linearer Algebra und Analysis, zwei Fächer, die in der modernen Mathematik die Grundlagen für nahezu alle späteren Richtungen bilden. Schon im Bachelorstudium fängt man an, sich zu spezialisieren. Ich ging in Richtung Algebra und schrieb meine Bachelorarbeit im Bereich Darstellungstheorie, einem Forschungsschwerpunkt am Fachbereich Mathematik der Universität Stuttgart. In der Darstellungstheorie untersucht man lineare Symmetrien von algebraischen und auch geometrischen Objekten. Die verwendeten Methoden und Theorien hängen vom konkreten Problem ab, und reichen von linearer Algebra und Kombinatorik bis hin zur homologischen Algebra und Geometrie.
Im Masterstudium vertiefte ich dann meine Kenntnisse in Darstellungstheorie und belegte eine dreisemestrige Vorlesungsreihe zum Thema. Allgemein ist der Masterstudiengang sehr flexibel gestaltet und am Angebot an Vorlesungen und Seminaren aus allen Bereichen der Mathematik, auch sehr nahe an aktueller Forschung, lässt sich die enorme Vielfältigkeit von Mathematik erahnen. Mit meiner Masterarbeit bekam ich die Gelegenheit, einen ersten Eindruck von mathematischer Forschung an sich zu bekommen. Obwohl von den vielen Ideen die ich zum Thema entwickelt habe recht viele im Sand verliefen, habe ich doch eine Menge gelernt. Diese Erfahrung hat mich dazu bewegt, an mein Masterstudium eine Promotion anzuschließen, was mich schließlich zu einer Promotionsstelle an der Universität Bonn geführt hat.
Zusammengefasst, mir macht Mathematik Spaß. Die aufgebrachte Mühe durch Lesen und Schreiben, Ausprobieren und auch Scheitern wird immer wieder belohnt durch die Erkenntnis, etwas wirklich verstanden zu haben. Und mit jedem gelösten Problem und jeder Struktur, die dabei auftaucht, kommen neue interessante Fragen an die Oberfläche, die es zu beantworten gilt. Die Vielzahl der Theorien und Methoden aus verschiedensten Teilgebieten der Mathematik die häufig auf unerwartete Art und Weise zusammenspielen finde ich dabei immer wieder faszinierend.
Maximilian Hofmann M. Sc.
Preisträger der Robert Bosch GmbH für herausragenden M.Sc. Abschluss am Fachbereich
Mathematik